Espresso und Geschmack

Woran erkennt man einen guten Espresso?

Wie kann man den Geschmack von Espresso beschreiben, welche Faktoren spielen eine Rolle und wie sollte ein guter Espresso schmecken? 

Eine goldbraun marmorierte Crema ist ein erkennbar gutes Geschmackskriterium.

Wenn der Espresso nicht schmeckt, kann das vom Anbau bis hin zur Zubereitungsart verschiedene Ursachen haben. Fest steht: Bei der Zubereitung von Espresso kann man einiges falsch machen. Unterschiedliche Faktoren müssen zusammenkommen, um den perfekten Espressoshot zu extrahieren. Lies hier weiter, um Experte im Thema Geschmack und Espresso zu werden!

Geschmack entsteht im Gehirn und kann trainiert werden

Für die Geschmackswahrnehmung ist nicht nur die Zunge, sondern auch die Nase von wichtiger Bedeutung: Geruch spielt eine große Rolle bei der Geschmackswahrnehmung. Auf der Zunge, in der Nase und im Rachenraum befinden sich unzählige Rezeptoren, die die Informationen an das Gehirn weiterleiten, wo diese dann zusammengebracht und verarbeitet werden. Unsere eigentliche Wahrnehmung von Geschmack entsteht also nicht im Mund, sondern im Gehirn.

Wie wir Geschmäcker wahrnehmen und vor allem auch in Worte fassen können, hat viel mit unserer Erfahrung zu tun: Wenn wir bereits viele unterschiedliche Geschmäcker und Nuancen erlebt haben, sind die Signalwege im Gehirn entsprechend stärker ausgeprägt. Wie immer in Bezug auf Lernen gilt hier das Prinzip der Neuroplastizität: Das Gehirn verändert sich und Netzwerke sind stärker oder weniger stark ausgeprägt abhängig davon, was wir lernen.

Gut zu wissen:

Professionelle Kaffeeverkoster haben bereits viel Erfahrung und Training, weshalb sie die einzelnen Kaffee-Geschmacksnuancen besser herausschmecken können. Mit Übung fällt es uns immer leichter, die komplexen Geschmacksfacetten zu beschreiben.

Wichtig ist aber: Die Geschmackswahrnehmung ist subjektiv. Was dir also besonders gut oder nicht so gut schmeckt, ist abhängig von deinen persönlichen Präferenzen. Um trotzdem möglichst objektiv und neutral den Geschmack von Kaffee zu beurteilen, gibt es einige Hilfsmittel, auf die wir weiter unten eingehen.

Wie sollte ein guter Espresso schmecken?

Schon die Optik verrät dir etwas über den Espresso. Ein guter Espresso sollte eine goldbraune, marmorierte Crema aufweisen. Diese sollte so dicht sein, dass der Espresso darunter nicht sichtbar ist und sich nicht zu schnell auflösen.

Der nächste Test erfolgt dann beim Geruch: Der Espresso sollte weder sauer, noch zu bitter oder gar verbrannt riechen. Ein guter Espresso verströmt ein angenehmes, intensives Kaffeearoma.

Bei der Espresso-Verköstigung nimmst du am besten mehrere kleine Schlücke. Nicht vergessen: Vor dem ersten Schluck solltest du den Espresso unbedingt einmal umrühren, um die verschiedenen Schichten miteinander zu verbinden!

Experten sprechen davon, wie viel Körper der Espresso hat und wie die Textur ist. Der Espresso sollte nicht zu sauer, zu bitter oder zu wässrig schmecken. Ein optimaler Espresso hat eine runde und weiche Textur und einen balancierten Geschmack. Auch der Nachgeschmack ist nicht zu vernachlässigen. Häufig kommen bestimmte Geschmackskomponenten erst dann wirklich zum Tragen.

Da persönliche Präferenzen aber unterschiedlich sind, gibt es auch nicht “den einen” perfekten Espresso. Das Wichtigste ist, dass du selbst vom Geschmack überzeugt bist.

Tipp: Ein Espresso sollte unbedingt heiß serviert werden. Wärme deshalb immer deine Tassen vor, bevor du mit der Extraktion startest. Warum und wie, erfährst Du in unseren Artikel zum Thema Espressotassen vorwärmen.

Nach welchen Kriterien wird der Geschmack von Espresso bewertet?

Auch wenn Geschmackspräferenzen individuell sehr unterschiedlich sind, gibt es Hilfsmittel, mit denen Espresso möglichst objektiv bewertet werden kann. Für die professionelle Kaffeeverkostung (das sogenannte Cupping) hat die Specialty Coffee Association of America (SCAA) ein Flavor Wheel entworfen, welches zur Einteilung der Geschmäcker verwendet wird.

Dafür wird zunächst die natürliche Geschmacksrichtung benannt (zum Beispiel süß, blumig, fruchtig, sauer oder nussig). Von dort aus steigt man dann tiefer in die Geschmacksnuancen ein. So kann der Kaffee zum Beispiel Noten von Jasmin, Kirsche, Orange, Kakao oder Vanille aufweisen. Auch Nuancen wie Anis, Kamille, kräuterig oder dunkelgrün sind im Flavor Wheel vertreten.

Gut zu wissen:

Es gibt auch sogenannte Fehlaromen wie zum Beispiel Gummi oder Leder. Diese sollte ein guter Espresso auf keinen Fall aufweisen.

Bei der World Barista Championship wird das sogenannte Sensory Score Sheet verwendet. Hier bewerten die Tester den Espresso nicht nur die Geschmacksnoten, sondern auch Faktoren wie die Balanciertheit, das Gewicht des Kaffees im Mund, die Textur und der Nachgeschmack werden benotet.

Was beeinflusst den Geschmack?

Vor der Ernte

Als wichtigste Einflussquelle auf den Geschmack ist zunächst einmal der Ursprung zu nennen: Die Kaffeebohne. Die Sorte ist ein wichtiger Faktor für den Geschmack. Arabica Bohnen sind zum Beispiel für ihren feinen und nuancierten Geschmack bekannt, während die Robusta Sorte durch ihren kräftigen Geschmack definiert ist und außerdem mehr Koffein enthält.

Auch das Anbaugebiet spielt eine Rolle. Kaffeepflanzen werden generell nahe des Äquators ab Höhenlagen von 800 m angebaut. Dabei sind sie recht anspruchsvoll in der optimalen Temperatur und Sonneneinstrahlung und benötigen sehr viel Wasser zum Wachsen. Je nachdem, wie viel Sonne und Regen die Pflanzen erhalten haben, wie die Temperatur und Bodenbeschaffenheit waren und auf welcher Höhe die Pflanzen wachsen, kann sich der Geschmack unterscheiden.

Generell ist es empfehlenswert, Kaffee aus fairem Handel zu kaufen, der auf kleineren Kaffeefarmen anstatt großen Plantagen in Monokultur angebaut wurde. Das ist zum Einen besser für die Umwelt und Menschheit, zum Anderen wird auch meist mehr Wert auf eine gute Bodenqualität gelegt.

Nach der Ernte

Sind die Bohnen geerntet, folgt als nächstes die Röstung und dann der Transport sowie die Lagerung. All diese Faktoren beeinflussen den Geschmack, besonders ausschlaggebend ist aber die Röstdauer. Je länger die Bohnen geröstet werden, desto mehr Röstnoten und eher bittere Aromen kommen zum Vorschein.

Folgendes kannst du dir bei der Auswahl der Bohnen merken:

  • Dunkel gerösteter Espresso schmeckt kräftig mit mehr bitteren Aromen, wie zum Beispiel dunklem Karamell oder Schokolade.
  • Bei helleren Röstungen kommen hellere Aromen wie helles Karamell oder Nuss sowie die Fruchtsäuren mehr zum Tragen und Geschmacksnoten wie Waldbeere oder Citrus überwiegen. In der sogenannten Third Wave Kaffeeszene wird gerne mit helleren Röstungen experimentiert.

Inspiziere auch mal deine Kaffeebohnen etwas genauer – auch die Optik sagt etwas über Qualität und Geschmack aus. Viele gebrochene Bohnen sind generell ein schlechtes Zeichen. Je dunkler und glänzender die Bohnen, desto länger wurden sie geröstet.

Probiere einfach mal bei deiner nächsten Rösterei, welche Sorte und Röstung dir am besten schmeckt.

Bei der Zubereitung

Zuletzt spielst auch du selbst beim Geschmack des Espressos eine wichtige Rolle – bei der Zubereitung gibt es nämlich einige Parameter, die den Geschmack beeinflussen.

Folgendes muss stimmen, damit der Espresso gelingt:

  • Der Mahlgrad
  • Die Extraktionszeit
  • Der Anpressdruck (Tampern)
  • Die Wassertemperatur
  • Die Extraktionszeit
  • Das Brühverhältnis (wie viel Kaffee auf wie viel Wasser)
  • Der Zustand deiner Siebträgermaschine (regelmäßige Reinigung)
  • Das Alter und Röstdatum der verwendeten Bohnen

Was tun, wenn der Espresso zu bitter schmeckt?

Wenn dein Espresso zu bitter schmeckt, ist er höchstwahrscheinlich überextrahiert. Das bedeutet, dass zu viele Inhaltsstoffe und Aromen aus dem Kaffeemehl gelöst wurden.

Folgendes kannst du versuchen:

  • Überprüfe dein Brühverhältnis und die Extraktionszeit. Meist wird ein Brühverhältnis von 1:2 bis 1:2,5 empfohlen. Der Espresso sollte innerhalb von 20-30 Sekunden fertig extrahiert sein. Bei einer Überextraktion ist die Extraktionszeit meist zu lang.
  • Stelle den Mahlgrad etwas gröber.
  • Verringere die Wassertemperatur.
  • Verringere den Anpressdruck.

Und was, wenn der Espresso zu sauer schmeckt?
Ein unangenehm saurer Espresso deutet auf eine Unterextraktion hin. Meist ist dann die Extraktionszeit zu kurz gewesen. In diesem Fall kannst du den Mahlgrad feiner stellen, die Wassertemperatur erhöhen und den Anpressdruck erhöhen. Prüfe auch den Kaffeekuchen, ob eventuell sogenanntes Channeling (Kanalbildung) vorgefallen ist.

Fazit – Die subjektive Wahrnehmung ist entscheidend

Was uns besonders gut schmeckt und wie gut wir verschiedene Geschmacksnoten beschreiben können, variiert stark von Person zu Person. Trotzdem kann man mithilfe von Hilfsmitteln eine objektive und professionelle Bewertung von Espresso durchführen.

Ein guter Espresso:

  • ist nicht zu sauer und nicht zu bitter, sondern balanciert und harmonisch
  • hat eine runde und weiche Textur
  • ist auch im Nachgeschmack balanciert und angenehm

Folgende Faktoren spielen beim Geschmack eine wichtige Rolle:

  • Die Kaffeesorte und das Anbaugebiet
  • Die Röstung
  • Die Zubereitung und Extraktion

Bei dunkleren Röstungen überwiegen eher bittere und schokoladige Noten, bei hellen Röstungen kommen die Fruchtsäuren mehr zum Tragen. Der perfekte Espresso ist letztendlich abhängig von deinen persönlichen Präferenzen!

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